Drangekriegt!

Hunsrückhöhenstraße soll nicht verlegt werden

Ätsch, angeschmiert! Drangekriegt! Verlegung und Wiederherstellung der Hunsrückhöhenstraße? Nur ein weiterer Akt aus dem lustigen Schwank „Wie die schlauen Hahn-Manager die 'dummen Hunsrücker Bauern' drankriegen“. Zum Schreien komisch ...

Die Rhein-Hunsrück-Zeitung berichtet am 21. Juli:

Die B 327 soll nicht verlegt werden

Flughafen Hahn möchte die ursprünglichen Planungen ad acta legen - Verkehrsumleitung dauerhaft über die B 421

Post vom Landesbetrieb Mobilität flatterte in den vergangenen Tagen vielen Anliegergemeinden der Hunsrückhöhenstraße ins Haus. Ein Schreiben, das bei vielen Bürgermeistern und Ratsmitgliedern für Verdruss gesorgt haben dürfte.

HUNSRÜCK. Die B 327 (Hunsrückhöhenstraße) zwischen Lötzbeuren und Raversbeuren bleibt auf absehbare Zeit gesperrt. Einen entsprechenden Antrag hat jetzt der Flughafen Hahn an den Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) gestellt. Danach soll ein Status quo der bisherigen Verhältnisse erreicht werden. Ein gleichlautendes Schreiben, das der Redaktion unserer Zeitung vorliegt, wurde in den vergangenen Tagen an viele Anliegergemeinden der Hunsrückhöhenstraße verschickt. In dem Brief ist weder von einer Verlängerung der B 327 noch von einer Umgehung bei Bärenbach auf die B 50 die Rede.

Rückblick: Am 17. Mai 2005 wurde die B 327 in dem entsprechenden Abschnitt dicht gemacht. Grund dafür war die Verlängerung der Start- und Landebahn des Flughafens Hahn. Die damaligen Planungen sahen vor, nach Ende der Ausbauarbeiten die B 327 um die dann verlängerte Flugzeugpiste herumzuführen. Sie sollte nördlich verlagert werden. Dies betonten damals alle handelnden Personen.

Davon ist jedoch heute keine Rede mehr - im Gegenteil: Der Flughafen Hahn hat jetzt gegenüber dem LBM beantragt, auf eine entsprechende Verlagerung der Hunsrückhöhenstraße zu verzichten und "die großräumige Verkehrsumleitung über die B 421 (von Kappel bis Kirchberg) und die B 50 dauerhaft einzurichten sowie die planfestgestellte Umverlegung der B 327 (neu) aufzuheben". So heißt es in dem Schreiben, das der LBM an die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden geschickt hat.

Der Hintergrund ist klar. Der Naturschutzverband BUND hat seine Klage gegen die Landebahnverlängerung 2006 zurückgezogen, nachdem der Flughafen Hahn eine Erweiterung des FFH-Gebietes (eine Naturschutzrichtlinie der EU) zugesagt hat. Und durch ein Naturschutzgebiet wird kaum der Bau einer Bundesstraße genehmigt.

Bei vielen Kommunen stößt das jetzt vorgebrachte Ansinnen auf Unverständnis bis Kopfschütteln. Besonders an der Mosel und im Morbacher Raum ist man auf die Forderungen des Flughafens Hahn nicht gut zu sprechen - vorsichtig ausgedrückt.

Der Morbacher Gemeinderat hat die vorgelegte Änderung des Planfeststellungsbeschlusses bereits einstimmig und in Bausch und Bogen abgelehnt. Sehr deutliche Worte in Richtung Landesregierung fielen dabei parteiunabhängig von den Kommunalpolitikern.

Auch der Hauptausschuss der Verbandsgemeinde Kirchberg sowie der Rat der "Stadt auf dem Berge" erteilten dem Vorhaben eine Absage, wenn auch nur halbherzig. Sollten bestimmte Forderungen der Kommunen erfüllt werden (zum Beispiel eine kreuzungsfreie Anbindung an die B 421 bei Kappel), könnten sich sowohl Stadt als auch Verbandsgemeinde zu einem "Ja" durchringen. Gleichwohl stößt die Vorgehensweise von Flughafen Hahn und LBM auf wenig Begeisterung. "Da macht es sich das Land sehr einfach", unterstrich VG-Bürgermeister Harald Rosenbaum in der jüngsten Hauptausschusssitzung, "und die kurze Bearbeitungszeit kann ich überhaupt nicht nachvollziehen."

Innerhalb eines Monats sollen die Gemeinden ihre Stellungnahme abgeben - bei einer Angelegenheit, die bereits mehrere Jahre andauert. "Die Geschichte umfasst zwei dicke Aktenordner und wir sollen jetzt in der Ferienzeit kurzfristig dazu Stellung nehmen", schüttelt Stadtbürgermeister Werner Elsen den Kopf. Die gleiche Kritik ist sowohl aus Morbach als auch aus Raversbeuren zu hören. Die kleine Hunsrückgemeinde ist von den Planungen besonders betroffen. "Regelrecht abgeschnitten" fühlt man sich dort, erklärt Bürgermeister Horst Möhringer, "für uns bedeutet dies sehr lange Umwege. Für die Raversbeurener wird alles schlechter. Das Land macht es sich zu einfach, wir können uns mit der bestehenden Regelung überhaupt nicht anfreunden. Wir sind nur noch schlecht zu erreichen und der landwirtschaftliche Verkehr soll künftig über eine unbefestigte Holperstrecke geleitet werden. Das können wir so nicht akzeptieren, da werden Verhandlungen nötig sein", zürnt der Ortschef.

"Die Obrigkeit hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht, in der Planfeststellung stehen noch großräumige Planungen drin. Wir haben damals schon bei der Anhörung gefordert, zuerst die Verlagerung der Hunsrückhöhenstraße und dann erst die Startbahnverlängerung zu bauen. Für uns wird etwas passieren müssen, denn die Bürger von Raversbeuren sind jetzt verkehrstechnisch sehr beeinträchtigt. Aber wir dürfen feststellen, dass Politiker gleich welcher Couleur ihre Zusagen wieder vergessen, wenn es nur dem Wohl des Flughafens dient."

Dennoch hat Möhringer noch Hoffnung. "Die stirbt bekanntlich zuletzt. Es muss etwas für unseren Ort geschehen. So ist beispielsweise die L 193, die durch unser Dorf führt, durch die ganzen Erdtransporte während des Startbahnausbaus am Hahn völlig ramponiert. Die müsste zum Beispiel repariert werden."

Auch der Raversbeurener Ortschef zeigt sich verärgert über den vom LBM genannten Bearbeitungstermin: "Das ist geradezu eine Frechheit!"